Museen als Sinnesanregung für Menschen mit Demenz

Mit ihren vielfältigen Objekten sind Museen wertvolle Erinnerungsorte für Menschen mit Demenz und können ihnen schöne Erlebnisse ermöglichen. Besonders kleine Heimatmuseen können zu einem breiten Kulturangebot für Menschen mit Demenz im ländlichen Raum beitragen. Mit der Möglichkeit einer Förderung, die aus Mitteln der Spendenaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ stammt, möchte die Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem „Kompetenzzentrum Demenz Schleswig-Holstein“ landesweit Museen dazu ermuntern, Vermittlungsangebote speziell für Menschen mit Demenz anzubieten.

Die Förderung bezieht sich zunächst auf einen Zeitraum von einem Jahr, Voraussetzung ist die Teilnahme an der Fortbildung „Museen als Sinnesanregung für Menschen mit Demenz“ bzw. der Nachweis über eine vergleichbare Schulung.

Ihre Ansprechpartnerinnen für eine Beratung:

Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein
Anneke Pietsch
Tel. 040 – 23 83 044 28 / pietsch@demenz-sh.de

Museumsberatung und -zertifizierung Schleswig-Holstein
Dagmar Linden
Tel. 04331 – 33 988 65 / linden@museumszertifizierung-sh.de

Beachten Sie: Nicht alle teilnehmenden Museen bieten öffentliche Angebote für Menschen mit Demenz an. Aufgrund der aktuellen Maßnahmen können viele bestehende Angebote nicht durchgeführt werden.

Geschulte Museen:

Teilnehmende Museen und ihre Angebote

Aufgeweckte Kunstgeschichten auf dem Museumsberg Flensburg

Menschen mit Demenz erfinden im Museum gemeinsam Geschichten zu Kunstwerken.

Kunstkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Vielmehr geht es um die Aktivierung von noch vorhandenen Fähigkeiten vor einem Bild. Erinnerungen und Assoziationen werden geweckt, Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend kommen ins Spiel, die Phantasie wird angeregt. Durch behutsame Fragen werden die Teilnehmer/innen aktiviert und gefördert. Trotz zunehmender Gedächtnisprobleme und Wortfindungsschwierigkeiten erfahren die Beteiligten Erfolgserlebnisse, die Freude auslösen. Der respektvolle Umgang mit Menschen mit Demenz und das Erlebnis eines Museumsbesuchs stärken das Selbstwertgefühl.

Vor einem ausgewählten Kunstwerk wird das Augenmerk auf die vorhandenen Fähigkeiten gelenkt, in dem die spontanen Äußerungen, Eindrücke und Empfindungen der Teilnehmer/innen am Schluss zu einer Geschichte verflochten werden.

Die Freiheit alles ausdrücken zu dürfen führt zu erstaunlichen „Aufgeweckten Kunstgeschichten“, die nach der Bildbetrachtung beim gemeinsamen Kaffee und Kuchen vorgelesen wird. Nächster Termin am 20.02.2023 von 15:00 Uhr  – 17:00 Uhr in der Aula des Hans-Christiansen-Hauses.

Idstedt-Gedächtnishalle
Geschichtsmuseum mit dem Thema „Schlacht bei Idstedt 1850 mit Vorgeschichte“. Führungen von Besuchergruppen mit audiovisueller Vorführung.

Öffnungszeiten: Mai bis Oktober jeweils Freitag bis Sonntag 11:00-17:00 Uhr
(Führungen auf Anfrage ganzjährlich möglich)
Kontakt: Geschäftsstelle beim Amt Südangeln
04623 – 78406
Idstedt-stiftung@amt-suedangeln.de

Museum Tuch + Technik – Textilmuseum in Neumünster

Führungen für Menschen mit Demenz zu den Objekten der Dauer- und Sonderausstellung können individuell angefragt werden. Die Objekte dienen hier als Impuls zum gemeinsamen Erinnern, Assoziieren und Staunen. Außerdem kann ein Museumskoffer mit Objekten zur Textilgeschichte ausgeliehen werden.

Kontakt: 04321 – 5595810
buchung@tuch-und-technik.de

Zur Geschichte des Projektes

Auftaktveranstaltung des Projektes „Museen als Sinnesanregung für Menschen mit Demenz“ war am 12. Mai 2019 im Museum „Tuch + Technik“ in Neumünster. Gemeinsam mit der Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein schult das Kompetenzzentrum Demenz landesweit Museen, um Menschen mit Demenz einen Zugang zu wertvollen kulturellen Angeboten zu ermöglichen.

Museen sind mit ihren Schätzen und Sammlungen perfekt für die Arbeit mit Menschen mit Demenz: Gegenstände, Bilder, Gerüche und Geschichten bieten eine gute Möglichkeit, Erinnerungen wachzurufen und Gespräche anzuregen. Biografische Angebote lösen positive Emotionen aus, stärken das Selbstbewusstsein und wirken identitätsstiftend.

Museum_Demenz

© Olaf Malzahn, Lübecker Museen,
Behnhaus Drägerhaus

Bisher wurden bereits 30 Museen in Schleswig-Holstein zum Thema „Demenz“ geschult. Gemeinsam sind daraus folgende Angebote entwickelt worden:

  • Demenzfreundliche Führungen im Museum
  • Besuche in Pflege- und Betreuungseinrichtungen mit mobilen Museumskoffern
  • Verleih von mobilen Museumskoffern

Museumsführungen

Menschen mit Demenz können in Begleitung von Angehörigen und/oder Betreuungspersonal eine schöne Zeit im Museum verbringen.

In einer angenehmen Atmosphäre werden interaktive Führungen von geschultem Personal angeboten. Durch den Einbezug aller Sinne und den Einsatz biographischer Anekdoten wird Kunst und Kultur für Menschen mit Demenz erlebbar gemacht.

Mobiles Museum im Koffer

Das mobile Museum im Koffer ermöglicht es, Gegenstände aus dem Museum ortsunabhängig wahrzunehmen.

Die Koffer können kostenlos von Pflege- und Betreuungseinrichtungen ausgeliehen und flexibel bei der Arbeit mit den Bewohner/-innen, z.B. in Form eines kulturellen Nachmittags im Pflegeheim, eingesetzt werden. Einige Museen bieten zusätzlich einen Besuch bei Institutionen vor Ort an, um das Museum dort mit Hilfe des Koffers interaktiv vorzustellen zu können. Im Museum ausgepackt, erspart der Koffer außerdem lange Wege zu den jeweiligen Exponaten.

Berichterstattung in den Medien

Der Holsteinische Courier berichtete am 13. Mai 2019 über die Auftaktveranstaltung des Projektes im Museum „Tuch + Technik“ in Neumünster unter dem Titel „Erinnerungen helfen gegen Demenz“.

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Buchtipps

IBK-Handbuch zur künstlerisch-kulturellen Praxis mit Menschen mit Demenz
Flavia Nebauer / Kim de Groote (2012): Auf Flügeln der Kunst.
Ein Handbuch zur künstlerisch-kulturellen Praxis mit Menschen mit Demenz. kopaed, München. 16,80 Euro, ISBN 978-3-86736-324-2

Inhalt:
Kunst und Kultur beflügeln – auch Menschen mit Demenz. Ihnen schöne Erfahrungen bei künstlerisch-kulturellen Aktivitäten zu ermöglichen, sie gemeinsam mit ihren Angehörigen am Kulturleben ihrer Stadt teilhaben zu lassen, erfordert kompetente Begleitung. Voraussetzung ist eine gute Vorbereitung der künstlerisch-kulturellen Praxis. Dieses Handbuch soll dabei Hilfestellung leisten. In einer Bestandsaufnahme geht es um die Fragen: Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur derzeit in der Begleitung von Menschen mit Demenz und wie wird dem Bedürfnis nach sinnvoller Beschäftigung und Selbstausdruck von Seiten der verschiedenen Bezugs- und Berufsgruppen entsprochen? Es folgen „Wissensbausteine“ zum Krankheitsbild der Demenz und den Konsequenzen für die künstlerisch-kulturelle Praxis, zur Beziehungs- und Kommunikationsgestaltung sowie zu der Bedeutung und wissenschaftlich belegten Wirkung von Kunst und Kultur. Zahlreiche deutsche und internationale Praxisbeispiele aus den Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik, Museum, Literatur und Medien sollen Anregungen geben, selbst initiativ zu werden und Kunst und Kultur in den (Pflege-)Alltag zu integrieren.

Das Handbuch richtet sich an Kulturpädagogen, Künstler und Kultureinrichtungen, Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen, im Sozialbereich und der Altenhilfe sowie Angehörige und Betreuende im häuslichen Umfeld.
Weitere Informationen

 

Broschüretipp – April 2015:
Aktive Teilhabe von Menschen mit Demenz an Kultur und Natur – Ideen und Anregungen

Aus den Erfahrungen der durch das Kompetenzzentrum Demenz durchgeführten Museums- und Wildparkbesuchen ist in Zusammenarbeit mit der Diakonie Altholstein eine Handreichung entstanden. Sie richtet sich an professionelle und ehrenamtliche Begleiter von Menschen mit Demenz, sowie an Organisationen aus dem Kulturbereich, die sich dieser Zielgruppe öffnen möchten. Wir möchten damit Begleitende anregen, gemeinsam mit Menschen mit und ohne Demenz Kultur und Natur zu genießen.

Beispiele aus der Region und Durchführungstipps veranschaulichen praxisnah, was möglich ist und woran gedacht werden sollte.
Die 28-seitige Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von 1,50 Euro zzgl. einer Porto- und Verpackungspauschale beim Kompetenzzentrum bestellt oder hier heruntergeladen werden.